0 ist der RGB Farbwert für die Farbe Schwarz
255 ist der RGB Farbwert für die Farbe Weiß
Liste der beteiligten Künstler*innen seit 2019
0+255_Studiogalerie
28.08.2020 Eröffnung | 19h
29.08-20.09.2020
Di-So 11-18h
Gabriele Basch (Berlin)
Ursula Döbereiner (Berlin)
Ricarda Hoop (Leipzig)
Gesa Lange (Hamburg)
Kanta Kimura (Berlin)
Katja Pudor (Berlin)
Andrea van Reimersdahl (Berlin)
Sophia Schama (Berlin)
Tilman Wendland (Berlin)
Paul Wesenberg (Berlin)
Haus am Lützowplatz
Studiogalerie
Lützowplatz 9
10785 Berlin-Tiergarten
www.hal-berlin.de
Kuratiert von
Andrea van Reimersdahl
und Katja Pudor
Konzept
Text von Charlotte Silbermann zur Ausstellung 0+255_Studiogalerie., September 2020
Die Opulenz der Reduktion
Wie die Beschränkung auf die schwarz-weiß Palette zum Moment einer komplexen Form- und Strukturwahrnehmung wird.
Geistige Konzeption versus reale Wahrnehmung
Eine Welt, die auf eine Palette aus Schwarzweißtönen reduziert ist, erscheint in der bloßen Vorstellung schnell als spannungsreiche Abgrenzung heller und dunkler Formen. Der tendenziell verhärtete Kontrast der geistigen Konzeption dieser Reduktion steht hingegen einer reichhaltigen Wahrnehmung von schwarz-weiß gegenüber, die sich in natürlichen Steinformationen oder Tierfell Maserungen ebenso zeigt wie in einer sinnlichen und komplexen Schwarzweißfotografie. In einer materialisierten Realität kann eine klare Abgrenzung von Schwarz und Weiß kaum aufrechterhalten werden. Hier weicht der feste Kontrast unendlichen Spielarten von Schattierungen.
Die Gegenüberstellung von Konzept und Wahrnehmung einer schwarz-weißen Welt lässt sich vielleicht am besten mit einem marmornen Schachbrett illustrieren. Die artifizielle Polarisierung der schwarzen und weißen Quadrate des Schachbretts, auf der die Logik des Spiels aufgebaut ist, verflüssigt sich, betrachtet man ganz genau die fein geäderte Struktur der Marmorkacheln, aus denen das Spielfeld gebaut ist. Mit einem weißen, unregelmäßigen Netz versehen, der Krakelage des Gesteins, erscheinen die schwarzen Felder mit der gegnerischen Farbe durchzogen, ebenso wie der weiße Mamor von schwarzen Spuren invadiert ist. Die subtile Materialstruktur durchkreuzt die rationale Logik des Spiels, in der sich Schwarz und Weiß bekämpfen und einen Negativ- und Positiv-Pol manifestieren.
Weniger Konzept, mehr Nuancen und Strukturen
Dass eine Welt in schwarz und weiß keine rigide Ordnung meint, die alles in ein Ja und Nein spaltet und die weniger chaotisch wäre als die farbige Welt, ist ein klarer Fokus in der Ausstellung 0+255. Die einzelnen Positionen umkreisen in diesem Sinne allenfalls ästhetische Ordnungsversuche oder machen gar chaotische Strukturen mit dem Mittel der Farbreduktion sichtbar. In der Beschränkung auf hell-dunkel Nuancen kann eine besondere Aufmerksamkeit auf die Vielgestaltigkeit von For- men, Oberflächen und Muster gelenkt werden, die eine Sensibilisierung für die Rhythmik visueller Wahrnehmung zur Folge hat. Die vermeintliche Statik des schwarz-weiß Kontrastes wird einmal mehr obsolet und der Verzicht auf Farben wird zu einem Spektakel flimmernder und differenzierter Strukturen oder lebendiger Übergänge materialbedingter Schattierungen. Qualitäten wie opak und transparent, dicht und lose, dünn und geschichtet, pastos und flüssig bestimmen vor allem in den installativen und skulpturalen Positionen, aber auch in den bildnerischen Werken, die Übergänge von Licht und Schatten, hell und dunkel – manchmal sogar mehr als die reduzierte Farbpalette.
In der Fokussierung der Ausstellungspositionen auf das Materielle und die räumliche Erfahrung wird das Konzept von schwarz-weiß in eine Realität überführt, die einem rein geistigen, mathematischen Prinzip der schwarz-weiß Opposition widerspricht. Für diese geistige Opposition hatten sich vor gut hundert Jahren vor allem die Konstruktivsten wie etwa Piet Mondrian interessiert. Die zum Teil hart konturierten schwarz-weiß Kontraste der Modernisten beeinflussen womöglich noch immer unsere visuelle Vorstellung von Kunst, die sich auf die Farben Schwarz und Weiß beschränkt. Die Ausstel- lung 0+255 entwirft mit dem Fokus auf stoffliche Nuancen und Strukturen eine andere, differenzierte Erfahrung auf den schwarz-weiß Kontrast.
0+255 Bonn
Gruppenausstellungen
05.10. Eröffnung | 18-21 h
Thomas Hawranke
Karwath+Todisko
Andrea van Reimersdahl
Maximillian Siegenbruk
Vanja Vukovic
06.10 – 26.10.2019
Künstlerforum Bonn
Hochstadenring 22
53119 Bonn
Di – Fr 15-18 h
Sa 14-17 h
So 11-17 h
Konzept
Text von Andrea van Reimersdahl und Karwath+Todisko zur Ausstellung 0+255 Bonn, Oktober 2019
Karwath+Todisko und Andrea van Reimersdahl sind eingeladen die Gruppenausstellung 0+255Bonn mit der Idee zu kuratieren, Positionen von Künstler*innen zusammenzufassen, die sich in Ihrer Arbeitsweise aus verschiedenen Gründen auf den Gebrauch der Farben Schwarz und Weiß beschränken. Der Titel der Ausstellung verweist dabei auf einen digitalen Farbraum, der schon lange für die Kunstproduktion und unseren Alltag selbstverständlich ist. Künstler*innen können seit alters ihre Sichtweise verändern und die Welt von der Farbe abstrahieren.
Schwarz und Weiß im Spannungsfeld von Zwei- und Dreidimensionalität zeigt Karwath+Todisko in der kinetischen Arbeit „Faltenwurf“. Aluminiumflächen wechseln ihre Erscheinung in der Drehbewegung von flächig zu räumlich und von hell zu dunkel. Der Faltenwurf ist hier ironischerweise eher kontrolliert–mathematisch umgesetzt, statt erwartungsgemäß zufällig–organisch. Vanja Vukovics Arbeit „This is not a love song“ verweist auf Ereignisse aus der Vergangenheit. Die Portrait-Serie zeigt Personen, die sich an ihre erste Demo erinnern. Die unterschiedlichen Erlebnisse aus verschiedenen Zeiten werden durch schwarz-weiß Fotografien in eine zeitlose Allgemeingültigkeit übertragen. Der schwarze Hintergrund lenkt den Fokus auf den Ausdruck, der zwischen Intimität und Öffentlichkeit changiert. Durch den Verzicht auf Farbe treibt Maximilian Siegenbruk in seiner Malerei die Naturdarstellung in Richtung Abstraktion. In seiner Werkreihe „Idylle“ ermöglicht ihm das Medium Kohle eine spontane Arbeitsweise, mit der er eine chaotisch-bedrückende Erscheinung der Natur erzeugt. Thomas Hawranke ist ein Medienkünstler, der sich mit den Auswirkungen von Technologie auf die Gesellschaft beschäftigt. In der Videoarbeit „Shadows: ULTRA“ zeigt er in unterschiedlichen Einstellungen eine Überlagerung von Schatten von Tieren aus Computerspielen. Der Hell-Dunkel-Kontrast ist ein Sinnbild für andere Gegensatzpaare, wie analog–digital oder real–fiktional. Wenn Schwarz und Weiß als Farben statisch sind, bedeuten Grauwerte für Andrea van Reimersdahl, Dynamik und Bewegung. Die Installation „Graumalerei“ besteht aus transparentem, textilem Material. Wie eine Membran, wird es als biaxial gespannte Flächen mit Gummiseilen in den Blick des Betrachters installiert. Die Bildfläche entfaltet sich zum räumlichen Erkunden.
Mit den Themen Mensch, Tier, Natur, Raum und Bewegung, dargestellt in Schwarz, Weiß und den unbunten Abstufungen, lädt die Ausstellung den Betrachter ein seine visuelle Wahrnehmung zu überdenken.
Mit freundlicher Unterstützung des Künstlerforums Bonn.
Konzept
0+255
Meinblau Projektraum e.V.
01.03. – 17.03.2019
Kanako Ishii
Mareike Jacobi
Karwath+Todisko
Katja Kollowa
Christian Meyer
Virginie Mosse
Katja Pudor
Andrea van Reimersdahl
Richard Schütz
Marc Soisson
Performance von
Karen Linnenkohl
Christinenstrasse 18/19
10119 Berlin
Do bis So 14 – 19 h
Text von Natalia Raaben zur Ausstellung im Projektraum Meinblau e.V., März 2019
0+255
Der Ausstellungstitel nimmt eine Zahlenchiffre für die Farben Schwarz und Weiß aus der RGB-Farbpalette auf, in der jede von vielen Millionen Farbtönen mit einer eigenen Nummer versehen ist. Die digitalen Farbnuancen, mit denen unsere Wahrnehmung beim täglichen Blick auf Bildschirme von Smartphones und Computern konfrontiert ist und die sich durch einen Mausklick oder eine Fingerwisch nach Belieben verändern und manipulieren lassen, sind schier grenzenlos. Einen Kontrapunkt zu der Farbfülle und -intensität der omnipräsenten Bilder setzten künstlerische Positionen, denen die dezidierte Farbreduktion eigen ist. Zwischen den Gegenpolen Schwarz und Weiß entfaltet sich das künstlerische Spannungsfeld, in dem die Palette der Grauschattierungen ausgelotet wird.
Der Verzicht auf Farbe spielte in der Kunstgeschichte von Beginn an immer wieder eine zentrale Rolle, wie bereits der römische Schriftsteller Plinius d.Ä. schreibt. Laut ihm geht die Malerei aus einem monochromen Bild hervor, einem Schattenumriss, den eine junge Frau aus Korinth bei der Verabschiedung von ihrem Geliebten zeichnet, um seine Silhouette für immer festzuhalten.
Eine Intensivierung der differenzierten Behandlung von Licht und Schatten geschah in der Grisaille-Technik der mittelalterlichen Malerei, die einen zurückhaltenden, spirituellen Gegenentwurf zur polychromen Profanität darstellte. In der raffinierten Licht- und Schattenwirkung vermittelte sich die Kunstfertigkeit, durch subtile Abstufungen, einen Tiefenraum zu suggerieren und Figuren größere Plastizität zu verleihen, so dass diese bisweilen als Imitationen von Skulptur galten. Ein wechselseitiges Zusammenspiel mit anderen Kunstgattungen ist der monochromen Gestaltungsweise seit jeher inhärent, als beliebte Technik zur Nachahmung von Bildhauerei, Druckgraphik, Fotografie und Film und ferner als ideale Inspirationsquelle für Vorstudien, die den Entstehungsprozess von Skulpturen, Gemälden und Graphiken begleiten.
In den Bildwelten des Chiaroscuro, der Renaissance- und Barockmalerei führt die betonte monochrome Kontrastierung neben einer akzentuierten Modellierung der Formen zu einer elaborierten Lichtdramaturgie, die eine dramatischen Aufladung und Zuspitzung der Aussage eines Bildsujets bewirkt.
Ausgehend von der Schwarzweißfotografie, die bis in die 1960er Jahre als schöngeistige und ernsthafte Antagonistin zu der im Dienste der Werbung stehenden kommerziellen Farbfotografie galt, steht monochrome Malerei bis heute für das Wesentliche und Intellektuelle. Der Verzicht auf Farbe verschiebt die Aufmerksamkeit auf die subtilen Übergänge der Tonwerte, Grauschattierungen und Texturen, deren Wirkung insbesondere in der abstrakten Kunst neue Sinngehalte erschließt. In der Faszination für Monochromie zeigt sich ein unablässiges künstlerisches Interesse, die Sehgewohnheiten unserer farbaffinen Wahrnehmung zu hinterfragen.
Die Herauslösung des gegensätzlichen Paares Schwarz und Weiß intendiert eine Linie von den künstlerischen Wirklichkeiten zu dem turbulenten Puls unserer Gegenwart, in der die gesellschaftlichen und politischen Diskurse von polarisierenden Tendenzen beeinflusst sind, die Zwischentöne hingegen unterzugehen zu scheinen, vergleichbar mit Grauwerten, die bei zunehmendem Kontrast in den Hintergrund treten.
Die Ausstellung wurde gefördert durch das Bezirksamt Pankow von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, FB Kunst und Kultur, die Hans und Charlotte Krull Stiftung und durch die Botschaft des Großherzogtums Luxemburg in Deutschland.